Warum Resilienz nicht alles ist …
Plädoyer für einen ganzheitlicheren Ansatz bei der Stressbewältigung
Während es draußen langsam Frühling wird, nehmen wir zurzeit hohe Krankenstände in Unternehmen wahr, vor allem aufgrund hartnäckiger Erkältungskrankheiten. Wieviel davon auf erhöhte Stresslevel zurückzuführen ist, ist natürlich diskutabel – die im September 2022 veröffentlichte Umfrage zu arbeitsbedingtem Stress der pronovaBKK, in der 89% der Beschäftigten angaben, im Arbeitsalltag stressauslösende Faktoren zu erleben1, lässt einen Zusammenhang aber vermuten.
Wie gehen Sie persönlich damit um, wenn Sie aufgrund einer Krankheit Ihrer Arbeit nicht wie gewohnt nachgehen können? Inwiefern gelingt es Ihnen, den nötigen Abstand für eine gute Genesung zu gewinnen, während sich im Postfach die E-Mails stapeln?
Fast 60% der Beschäftigten in Deutschland arbeiten trotz Krankheit
Vielleicht gibt es aufgrund der hohen Komplexität Ihrer Tätigkeit oder individuell gepflegter Kundenkontakte nicht einmal Kolleg:innen, die ohne Weiteres Ihre Aufgaben übernehmen können, während Sie abwesend sind … Wenn Sie diese oder ähnliche Situationen kennen, wird es Sie sicher nicht überraschen, dass fast 60% der Beschäftigten in Deutschland zumindest manchmal trotz Krankheit weiterarbeiten2 – ein Verhalten, das als Präsentismus bezeichnet wird.
Bei der Frage, wie sich arbeitsbedingter Stress gut bewältigen lässt, so dass wir gegebenenfalls seltener krankheitsbedingt ausfallen oder im Krankheitsfall unsere Genesung nicht durch unnötigen Stress verzögern, taucht immer wieder der Begriff Resilienz auf. Die American Psychological Association definiert Resilienz als den erfolgreichen Anpassungsprozess, wenn wir mit Widrigkeiten, Traumata, Tragödien, Bedrohungen oder anderen signifikanten Stressauslösern konfrontiert werden – umgangssprachlich ausgedrückt also die Fähigkeit, nach schwierigen Erfahrungen schnell wieder auf die Beine zu kommen.
Was ist Resilienz?
Während Resilienz ohne Frage eine wichtige Kompetenz zur Bewältigung von Stress ist, reicht sie allein aus unserer Sicht nicht aus. Zunächst einmal deshalb, weil sie sich explizit nur auf diejenigen Situationen beschränkt, in denen wir direkt mit Stressoren konfrontiert werden. Daneben gibt es ja – hoffentlich – noch viele andere Situationen, die es uns ermöglichen, positive Ressourcen aufzubauen und uns generell weniger gestresst zu fühlen. Darüber hinaus kann bei einem einseitigen Fokus auf Resilienz schnell der Eindruck entstehen, dass Stressbewältigung allein in der Verantwortung des Individuums liegt. Sie fühlen sich durch Ihre Arbeitsbedingungen gestresst? Dann sind Sie einfach nicht resilient genug!
Der Neuland Gesundheits-Influencer
Wir plädieren aus diesen Gründen für eine ganzheitlichere und breitere Perspektive auf Stressbewältigung, die unseren Seminaren und der neuen Ausbildung zum Neuland Gesundheits-Influencer zugrunde liegt. So nutzen wir mit Blick auf mentale Kompetenzen zur Stressbewältigung das Konzept des positiven psychologischen Kapitals (kurz PsyCap), welches in den letzten Jahren zunehmend beforscht wurde. Resilienz ist dabei nur eine von vier Komponenten, die das psychologische Kapital einer Person beschreiben. Die anderen drei sind Selbstwirksamkeit, Hoffnung und Optimismus.
Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung, Einfluss auf das eigene Leben nehmen zu können – sich nicht als Opfer der Umstände zu fühlen, sondern aktiv gestalten zu können, wie wir arbeiten und leben.
Hoffnung umfasst in diesem Fall Entschlossenheit und Beharrlichkeit bei der Zielerreichung, einschließlich der Bereitschaft, wenn nötig neue Wege zu gehen.
Optimismus schließlich ist eine positive Bewertungsstrategie, die den eigenen Anteil an Erfolgen hervorhebt und situationsspezifische Faktoren bei Misserfolgen berücksichtigt.
Resilienz beschreibt auch hier Durchhaltevermögen und Widerstandsfähigkeit in herausfordernden Situationen. In unseren Seminaren zu gesunder Selbst- und Mitarbeiterführung sowie in unserer Ausbildung zum Neuland Gesundheits-Influencer adressieren wir alle vier Komponenten.
Insbesondere unsere Ausbildung zum Gesundheits-Influencer zielt darüber hinaus darauf ab, Stressmanagement über die individuelle Ebene hinaus auf die Team- und Organisationsebene zu heben. Partizipation und Empowerment sind hier Schlüsselworte.
Nur in Kommunikation miteinander können Räume der gegenseitigen Unterstützung geschaffen werden und stressfördernde Strukturen aufgebrochen werden. Dafür braucht es Menschen, die nicht nur gesundheitsrelevantes Wissen mitbringen, sondern auch fähig und willens sind, andere zu begeistern, zu vernetzen und auf dem Weg zu einer gesünderen Gesamtorganisation zu begleiten.
Wenn unser Ansatz der Gesundheitsförderung Ihr Interesse geweckt hat, laden wir Sie ganz herzlich zu unserer kostenfreien virtuellen Neuland Gesundheits-Lounge am 16.03.2023 von 13.00 bis 17.00 Uhr ein. Dort erfahren Sie nicht nur mehr über unsere Ausbildung zum Neuland Gesundheits-Influencer, sondern erleben praktische Übungseinheiten aus allen vier Seminaren, die die Grundlage der Ausbildung bilden.
Lernen Sie uns auf unserer kostenfreien virtuellen Neuland Gesundheits-Lounge am 16.03.2023 von 13.00 bis 17.00 Uhr kennen! Wir freuen uns auf Sie 🙂
Dr. Sven Lohrey ist Wirtschaftspsychologe und Trainer, Moderator und Berater bei Neuland Partners for Development and Training. Dort bietet er seit 2018 auch vermehrt Seminare und Kurse zu den Themen Stressbewältigung und gesundem Führen an, in denen Achtsamkeit eine zentrale Rolle spielt. Die Praxis von Achtsamkeit und Meditation begleitet ihn seit 2009 und neben einer täglichen Meditationspraxis verbringt er jedes Jahr mehrere Wochen auf intensiven Retreats. Seine Ausbildung zum zertifizierten MBSR-Trainer absolvierte er am Odenwald-Institut unter der Leitung von Renate Kommert, Yeshe Brost und Gabi Junklewitz.
QUELLEN
- pronovaBKK (2022). Arbeiten 2022. Abrufbar unter https://www.pronovabkk.de/unternehmen/presse/studien/arbeiten-2022.html
- Techniker Krankenkasse (2022). Präsentismus in einer zunehmend mobilen Arbeitswelt. Abrufbar unter https://www.tk.de/resource/blob/2143222/8e38808d9a1f82ed55d34320c1aaf8a1/tk-studie-praesentismus-data.pdf