Agil gegen Corona – Wie Unternehmen Krisen besser meistern
Im Moment trifft die Corona-Krise die Welt besonders hart. Doch Krisenzeiten wird es auch immer wieder geben. Martin Merdes, Experte für das Thema Agilität, gibt im folgenden Interview Tipps, wie Unternehmen mit agilem Denken und Handeln Krisen besser meistern.
Zum Schluss laden wir Sie zu einer kleinen Übung ein, um das Gelesene gleich selbst auszuprobieren.
Herr Merdes, Sie sind davon überzeugt, dass Agilität ein Überlebensfaktor in Krisenzeiten wie der jetzigen Corona-Pandemie ist. Warum?
Agilität bedeutet, schnell und flexibel auf sich verändernde Bedingungen reagieren zu können. Unternehmen, die sich agil aufgestellt haben, sind in Krisenzeiten wie der jetzigen im Vorteil.
Sie besitzen Tools, interne Strukturen und Mindsets, also Denkmuster, mit denen sie sich schnell an neue Herausforderungen anpassen können.
Aber wenn ein Unternehmen darum kämpft, den Kopf über Wasser zu halten – kann es sich noch darum kümmern, ob es agil aufgestellt ist oder nicht?
Das Schöne ist, dass Agilität keine komplexen Umstellungsprozesse voraussetzt, für die man viel Zeit und Muße benötigt. Jedes Unternehmen ist bereits – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – agil, und darauf kann man aufbauen.
Die Frage ist: Welche kleinen Schritte können wir gehen, um den aktuellen Veränderungen standzuhalten? Auch in unseren Beratungen machen wir das so: Wir schauen, wo es Potenziale gibt, die ein Unternehmen nutzen kann.
Was machen agile Unternehmen denn anders, um mit Krisen besser umgehen können?
Agil zu sein bedeutet, sich mental und organisatorisch anpassen zu können. Agile Unternehmen fragen sich zum Beispiel: Was hat Priorität? Wo tun sich neue Möglichkeiten auf? Wie können wir unsere Ressourcen am besten für den Kunden und seine Situation einsetzen?
Sie planen und handeln lösungsorientiert und sind geübt, nach neuen Wegen zu suchen. Auch denken sie eher in Rollen, wie z.B. Agile Coach, OKR-Coach oder Agile Leader, nicht in Hierarchien. Das alles macht sie sehr viel effektiver und schneller als andere.
Haben Sie dafür ein, zwei Beispiele?
Ein Kunde von Neuland Development & Training aus dem Bereich der Medizintechnik etwa hat seine Projektarbeit schnell und grundlegend umstellen können. Sie konnten innerhalb kürzester Zeit ihre Projektlaufzeiten halbieren und ihre Ergebnisse verbessern.
Bei anderen Unternehmen hat die Umstellung auf Home Office viel besser geklappt, als sie das selbst vermutet hatten. Und schon vor Corona konnte einer unserer Kunden aus der Tourismusbranche der zunehmenden Bedrohung des Kerngeschäftes durch Internetplattformen mit neuen Dienstleistungen und deren konsequenter agiler Umsetzung begegnen.
Umgekehrt gefragt: Was machen weniger agile Unternehmen falsch? Was sollte man vermeiden?
Klassisch aufgestellte Unternehmen versuchen oft, die ultimative Lösung zu finden, sie wollen unbedingt alles richtig machen. Das bremst aus.
Agile Unternehmen dagegen probieren viel mehr und verwerfen wieder, trauen sich, aus Fehlern zu lernen.
Klassische Unternehmen schauen auch oft zu sehr nach innen, nicht nach außen auf den Markt, die Kunden und die Möglichkeiten. Viele wollen das Alte beibehalten, können schlecht loslassen. Andere trauen sich – vielleicht auch unbewusst – das Neue nicht zu.
Oft blockieren Führungsverantwortliche oder auch Mitarbeiter. Im schlimmsten Fall geben Unternehmen die Verantwortung und ihre eigene Handlungsfähigkeit ab und erwarten Hilfe von außen, zum Beispiel von der Politik.
Was könnte ein Unternehmen tun, das durch Corona in Schwierigkeiten geraten ist? Was würden Sie raten?
Ich würde empfehlen, nach aktuellen Engpässen zu schauen und zu überlegen, welche konkrete Strategie bei einem solchen Engpass sinnvoll sein könnte. Den entsprechenden Versuch sollte das Unternehmen vier Wochen durchhalten und dann seine Schlüsse daraus ziehen. Genauso könnte es sich auch fragen: Was war gut? Wovon sollten wir mehr machen?
Es ist überdies immer hilfreich, die Betroffenen zu beteiligen und einzubinden, interne Stakeholder wie Eigentümer, Manager und Mitarbeiter, aber gegebenenfalls auch externe wie Kunden, Lieferanten oder gesellschaftliche Gruppen.
Praxistransfer
Hier die versprochene Übung, mit der Sie die Krise besser meistern können:
- Fragen Sie sich regelmäßig: Wo liegt ein Engpass?
Oder aber: Was läuft gut? - Definieren Sie einen Versuch: Was können wir ausprobieren?
- Wenden Sie diese Veränderung vier Wochen lang an.
- Prüfen Sie das Ergebnis und ziehen Sie daraus Ihre Schlüsse.
So bekommt man schnelle Ergebnisse, die einen weiterbringen können.
Viele Unternehmen nutzen die Corona-Zeit auch, um interne Prozesse zu optimieren, sich besser aufzustellen. Wie und wobei könnte Agilität hier helfen?
Da setzt sich im Prinzip fort, was wir gerade angesprochen haben. Hilfreich ist es zudem immer, auf Schnittmengen zwischen Kundenbedürfnissen und eigenen Stärken zu achten. Man muss weder das Rad neu erfinden, noch sollte man das Alte mit Gewalt am Leben erhalten.
Fazit
Wenn man das Eigene kontinuierlich anpasst, dann handelt man agil.
Krisen und Veränderungen wird es immer wieder geben. Wir sollten ihnen folgen, statt uns gegen sie zu sperren.
Gerne begleiten wir von Neuland Development & Training Unternehmen auf diesem Weg. Und wenn wir uns schnell überflüssig machen können, weil wir nicht mehr gebraucht werden, dann haben wir unser Ziel erreicht.
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Martin Merdes
Berater, Moderator, Coach, Trainer
Geschäftsführender Gesellschafter
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